In den Wohnprojekten der IBAIBA Internationale Bauausstellung Emscher Park wurden rund 2.500 Wohnungen neu gebaut und weitere 3.000 bestehende Wohnungen erneuert. Die Mitsprache der Bewohner spielte dabei eine zentrale Rolle. Etwa 75 Prozent der Wohnungsneubauten wurden als Sozialmietwohnungen öffentlich gefördert. Zwischen 1988 und 1998 erfolgte die Erneuerung des historischen Siedlungsbestandes der Siedlung Schüngelberg.
Arbeitersiedlungen entstanden in der Zeit des industriellen Wachstums. So wurde zwischen 1897 und 1919 für die Bergarbeiter in Gelsenkirchen die Siedlung Schüngelberg errichtet. Eingekesselt zwischen Bergwerk, Halde, Abwasserkanal und Zechenbahn hatte man den Siedlungsstandort in den 1970er Jahren totgesagt. Sein Abriss konnte jedoch verhindert werden. Die denkmalgerechte Erneuerung der 308 Bergarbeiterwohnungen, verbunden mit einem ergänzenden Wohnungsneubau, gaben dem Ort schließlich eine neue Perspektive. Der Neubau eines Kindergartens und die Gestaltung einer neuen Siedlungsmitte mit Platz, Läden und Begegnungsräumen trugen dazu erheblich bei. Eine neue Reihenhausbebauung nimmt Charakteristika der historischen Zechensiedlung auf. So konnte die Siedlung ihren unverwechselbaren Charakter erhalten.
Die Sanierung fand unter behutsamer Einbeziehung der Bewohner statt. Ein türkischer Mitarbeiter der WohnBund-Beratung NRWNRW Nordrhein-Westfalen leistete beispielsweise eine wichtige Vermittlerfunktion zu den meist türkischen Mietern. Durch die gestalterische Einbindung der ehemaligen Halde Rungenberg vernetzt sich die Siedlung mit der Landschaft. Der angrenzende Lanferbach, ehemals ein offener Abwasserkanal, wurde zum naturnah gestalteten Bachbett umgewandelt. Er ist damit nicht mehr Zäsur, sondern Landschaftselement. Durch ein Versickerungs- und Rückhaltekonzept wird Regenwasser aus der Siedlung nicht mehr in das Kanalsystem, sondern im natürlichen Abfluss dem Bach zugeleitet. Die Siedlung Schüngelberg gilt als eines der Glanzstücke der IBA Emscher Park.
AdresseSchüngelbergstraße, 45897 Gelsenkirchen-BuerProjektbeteiligteEigentümer: THS Consulting GmbH Gelsenkirchen
Projektträger: Stadt Gelsenkirchen, TreuHandStelle, Ruhrkohle AG und Emschergenossenschaft
Planung/Architektur: Neubau: Büro Rolf Keller (Zumikon, Schweiz) mit Atelier am See, Peter Poelzig (Duisburg)
Regenwasserkonzept: itwh institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie
Versickerungskonzept: Prof. Sieker (Hannover/Essen)
Freiraumgestaltung: Büro Pesch + Partner (Herdecke)
Umgestaltung Lanferbach: Atelier Dreiseitl (Überlingen)Quellen und weitere InformationenInternationale Bauausstellung Emscher Park (Hrsg.): Katalog der Projekte 1999, Gelsenkirchen 1999.
Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung, Fakultät Raumplanung (Hrsg.): Internationale Bauausstellung Emscher Park. Die Projekte 10 Jahre danach, Essen 2008.LinksRoute Industriekultur