Die Entwicklung der Internationalen Bauausstellungen
Jede Internationale Bauausstellung ist als ein Zeichen ihrer Zeit unter besonderen historischen und gesellschaftspolitischen Bedingungen entstanden. Die Akteure formulierten jeweils einen drängenden gesellschaftlichen Reform- und Gestaltungsbedarf, den sie in programmatischen Projekten sichtbar machen. Durch unterschiedliche zeitliche, räumliche und finanzielle Voraussetzungen wurde jede IBAIBA Internationale Bauausstellung auf ihre eigene Weise realisiert und präsentiert.
Deshalb unterscheiden sich die IBA thematisch und strukturell, gleichen sich aber durch ihre zeitliche Begrenzung und die Konzentration aller Kräfte, Mittel und der öffentlichen Aufmerksamkeit auf den jeweils vorgegebenen Zeitraum. So setzen sie stets außerordentliche Impulse für einen Ort oder eine Region. Durch ihren internationalen Austausch und höchste Qualitätsansprüche entfalten sie gleichermaßen eine große Strahlkraft im In- und Ausland.
1901 – heute // Vier Etappen:
Über die Jahrzehnte können vier Entwicklungsetappen der bisherigen IBAIBA Internationale Bauausstellung unterschieden werden:
1901 – 1957 // Die Bauausstellung auf Dauer als internationale Leistungsschau der Architektur
Erste Meilensteine in der Geschichte der Baukultur sind die Mathildenhöhe in Darmstadt, die Weißenhofsiedlung in Stuttgart und die Interbau (Hansaviertel) in West-Berlin. Sie alle entstanden in historischen Umbruchzeiten und konnten mit starkem politischen Willen und großen Investitionsbudgets architektonisches und gestalterisches Neuland erschließen. So schrieben und bauten sie Geschichte. Die IBAIBA Internationale Bauausstellung wurden nach einem stringenten gesellschaftlichen und baulichen Programm geplant. So konnten wegweisende Ensembleleistungen entstehen, die vor allem durch technische Innovation sowie ästhetische und soziale Qualität der Bauten überzeugten.
1979 – 1999 // Internationale Bauausstellungen als Sanierungsinstrument im Städtebau
Die IBAIBA Internationale Bauausstellung Berlin und IBA Emscher Park widmeten sich erstmals dem bereits vorhandenen Baubestand und nicht ausschließlich dem Neubau. Sie rückten sanierungsbedürftige Stadtquartiere und das brachliegende Erbe der Industrialisierung ins Rampenlicht. Dabei wurden prozessorientiertes Arbeiten und die Partizipation der Bewohner immer wichtiger, die Qualität der Verfahren gewann an Bedeutung. Neben gestalterischer Innovation und einem erweiterten Architekturverständnis debattierte man zunehmend auch über soziale und ökologische Themen. Dadurch erlangten die IBA Berlin und die IBA Emscher Park internationale Sichtbarkeit und markierten so einen Höhepunkt der jüngeren IBA Geschichte.
2000 – 2013 // Internationale Bauausstellungen im Wandel der Planungskultur
Mit der IBAIBA Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land in der Lausitz, der IBA Stadtumbau 2010 und der IBA Hamburg vollziehen die IBAs einen Wechsel zu lokalen und regionalen Entwicklungsprogrammen. Hier wird das Format IBA bewusst an der Schnittstelle zwischen stadt- und regionalentwicklungspolitischen Zielen einerseits sowie strategischer Planung und Projektentwicklung andererseits eingesetzt. Zahlreiche lokal wirksame Projekte sichern die Nachhaltigkeit und Akzeptanz der IBAs vor Ort, bewirken aber durch Themen von globaler Bedeutung internationale Aufmerksamkeit. Sie werden mithilfe ausgeklügelter kommunaler und staatlicher Förderprogramme finanziert. Die IBA Hamburg erreichte mit öffentlicher Förderung eine starke Hebelwirkung bei privaten Investitionen.
2010 – 2023 // Internationale Bauausstellungen in neuem Maßstab und transnationaler Kooperation
Die aktuell laufenden IBAIBA Internationale Bauausstellung Basel, Heidelberg, Thüringen, Parkstad, Wien und Stuttgart verdeutlichen die thematische Ausdifferenzierung aus lokalen Kontexten in Hinblick auf Programm und Projekte sowie ihre internationale Strahlkraft. Zudem loten sie die Potenziale und Herausforderung der „Planung von unten“ aus und setzen darauf, die gesellschaftspolitische Relevanz für Architektur und Städtebau zurückzuerobern und mit verschiedenen Finanzierungsmodellen zu experimentieren.
Die IBAIBA Internationale Bauausstellung im Überblick:
1901 | Mathildenhöhe Darmstadt |
1927 | Weißenhofsiedlung Stuttgart |
1957 | Interbau Berlin |
1979 – 1984/87 | IBAIBA Internationale Bauausstellung Berlin |
1989 – 1999 | IBA Emscher Park |
2000 – 2010 | IBA Fürst-Pückler-Land |
2002 – 2010 | IBA Stadtumbau |
2006 – 2013 | IBA Hamburg |
2010 – 2020 | IBA Basel |
2012 – 2022 | IBA Heidelberg |
2012 – 2023 | IBA Thüringen |
2013 – 2021 | IBA Parkstad |
2016 – 2022 | IBA_Wien |
2017 – 2027 | IBA Stuttgart |